
Am Europäischen Aktions- und Protesttag der Menschen mit Behinderung veranstaltet die Ludwigsburger Stolperstein-Initiative eine Informations- und Gesprächsveranstaltung mit Prof. Dr. J. Thomas Hörnig unter dem Titel „NS-Krankenmorde – was wusste die Bevölkerung darüber?“ Die Veranstaltung am Montag, 5. Mai, beginnt um 19 Uhr im „Markt 8“ an Ludwigsburger Marktplatz.
Ausgeschlossen aus der „Volksgemeinschaft“
In den Jahren 1940 und 1941 wurden im Deutschen Reich mehr als 70.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten in sechs Tötungseinrichtungen ermordet. Die mörderische Radikalität der NS-Diktatur knüpfte überbietend an vielem an, was zuvor „rassen- und sozialhygienisch“ gedacht worden war, teilweise auch in der Inneren Mission.
Dabei ging es um Fragen nach dem Bild und dem Wert von Menschen in Medizin, Psychiatrie, Sozialpolitik und Theologie, die als „unerwünscht“ eingestuft wurden.
Die Angehörigen wurden behördlich gefragt, ob sie die Urnen der bereits Kremierten zur Beisetzung zugestellt haben wollten. Nur in Ausnahmefällen wünschten dies die Familien.
Die Exklusion aus der „Volksgemeinschaft“ bei weitgehender Loyalität gegenüber dem handelnden Staat sowie theologische Sprachlosigkeit angesichts von „Disability“ prägten den Umgang der Hinterbliebenen wie der Kirchen mit den Urnen.
Das Verhalten zwischen Nicht-Anfordern und liturgischer Unsichtbarmachung lässt Rückschlüsse auf Werturteile und Einstellungen zu.
Der Massenmord vor dem Völkermord
Die Ermordung von Menschen mit Behinderung wird im Nachhinein als Vorstufe zum groß angelegten Völkermord an Menschen jüdischer Herkunft betrachtet.
Protest oder gar Widerstand gegen die Krankenmorde waren klein geblieben. Die Erfahrung dieses staatlich gesteuerten Massenmords bereitete auch den Rahmen vor, in dem die Menschen in Deutschland die Ermordung von Millionen jüdischen Menschen hinnahmen.






Das sind die Menschen auf dem Einladungs-Motiv – einige der Vielen aus Ludwigsburg, die vom NS-System und seinen Handlangerinnen und Handlangern ermordet wurden.