Elsa Rabus

Der Staat als Lügner und Mörder

Solitudeallee 12

Elsa Rabus wurde am 10. Mai 1904 in Lauben im Bezirksamt Memmingen geboren. Sie blieb ledig und wohnte abwechselnd bei einem ihrer 15 Geschwister, die sich für sie verantwortlich fühlten. Zeitweise verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin oder als Dienstmagd. Ab 30. August 1937 wohnte Elsa für ein paar Wochen in der Solitudeallee 12 bei ihrer Schwester Mathilde.

Am 11. Oktober wurde Elsa in die Anstalt Weinsberg aufgenommen. Die Diagnose lautete: „angeborener Schwachsinn und Epilepsie“. Elsas Neffe kann sich nicht erinnern, dass seine Tante hilfsbedürftig und schwachsinnig gewesen wäre. Er erlebte sie als einen ganz ruhigen, in sich gekehrten und traurigen Menschen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Elsa Rabus in Weinsberg zwangsweise sterilisiert. Am 4. Juni 1940 wurde sie aus der Anstalt Weinsberg in die Tötungsanstalt Grafeneck verlegt, wo sie noch am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet wurde. Ihr Körper wurde dort im Verbrennungsofen eingeäschert.

Der Familie wurde später eine Urne zugestellt, die, wie es in diesem Zusammenhang üblich war, sicherlich nicht die Asche Elsas enthielt. Zur Verschleierung der tatsächlichen Todesumstände war im Begleitschreiben als Todesursache frei erfunden Lungenentzündung und als Sterbeort Ulm angegeben.

Die Urne wurde im Grab von Elsas Mutter beigesetzt.

andreas nothardt