Sofie Oetinger

Eine Hausfrau wird in Grafeneck mit Gas ermordet

Schützenstraße 20


Sofie Weber wird am 8. November 1881 als drittes Kind des Weingärtners Daniel Friedrich Weber und seiner Frau Elisabeth Catharina geb. Göhring in Mundelsheim geboren.
Sie besucht die Volksschule und ist anschließend bis zu ihrer Heirat mit Gustav Oetinger aus Erdmannhausen am 9. November 1907 als Dienstmädchen tätig.
Ihr Mann dient fast 20 Jahre im Württembergischen Heer und macht den gesamten Ersten Weltkrieg mit. Spätestens ab 1925 wohnt das Ehepaar, das kinderlos bleibt, in Ludwigsburg in der Schützenstraße 20.
Bis 1920 ist Sofie eine fröhliche, ausgeglichene Frau. Ab dieser Zeit beginnen den Akten zufolge Angstzustände, Psychosen, Nahrungsverweigerung und religiöse Wahnvorstellungen, die zu kurzen Krakenhausaufenthalten führen. Immer wieder wird sie von ihrem Mann nach Hause geholt, sogar gegen ärztlichen Rat, bis sich 1929 ihr Krankheitsbild so verschlechtert, dass sie in die Heilanstalt Weinsberg eingeliefert wird. Dort lebt sie bis zu ihrer „Verlegung“. Die Diagnose lautet: „Katatonie“ (Schizophrenie mit Anfällen).
Am 19. August 1940 wird sie im Alter von knapp 59 Jahren mit etwa 70 weiteren Personen aus Weinsberg in Grafeneck ermordet. Der Familie wird eine gefälschte Todesurkunde zugestellt. So ist man zunächst der Meinung, man habe die Kranke noch nach Brandenburg an der Havel verschleppt. Dass sie ermordet wurde, ist schon bald bekannt. Später erfährt die Familie auch den richtigen Todesort – Grafeneck.

Gisela Scharlau