Karl Theurer

Karl Theurer wurde im Alter von 39 Jahren ermordet. Er war in Ludwigsburg aufgewachsen, hatte hier das Gymnasium und die Handels- und Gewerbeschule besucht und war Kaufmann von Beruf geworden.
Karl Theurer kam am 17. März 1901 in Künzelsau zur Welt. Er war das erste Kind aus der zweiten Ehe Ernst Theurers mit Emma Theurer geb. Schwab. Aus der ersten Ehe seines Vaters stammten drei ältere Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester. 1902 zog die Familie nach Ludwigsburg, wo Ernst Theurer eine Stelle als Veterinärrat antrat. Durch die Geburt der zwei jüngeren Schwestern von Karl Theurer hatte sich die Familie noch einmal vergrößert und wohnte ab 1904 in der Wernerstrasse 17.
Karl Theurer war Mitte zwanzig, als er psychisch erkrankte. Er wurde zur Untersuchung in die Nervenklinik in Tübingen aufgenommen und nach dreimonatigem Aufenthalt mit der Diagnose „Depression, Debilität“ entlassen. Es folgten lange Aufenthalte im Ludwigsburger Krankenhaus. Aufgrund mehrfacher „Suizidabsichten und Suizidversuche“ und der „jetzt bestehenden Geistesstörung“, wie der Arzt aus Ludwigsburg sich ausdrückte, wurde Karl Theurer im September 1930 in die Heilanstalt in Weinsberg eingewiesen. Der dortige Arzt diagnostizierte Schizophrenie. Karl Theurer wurde als „pflegebedürftig“ aufgenommen.Zu Beginn seines Aufenthalts besuchte ihn seine Schwester. Sie berichtete von Karl Theurers Wunsch, „man solle ihn hier doch gesund machen, damit er wieder arbeiten könne“. Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Zehn Jahre, von August 1930 bis September 1940, blieb Karl Theurer als „vorerst anstaltsbedürftig“ Patient in Weinsberg.
Ärzte der „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ mit Sitz in der Tiergartenstrasse 4 in Berlin entschieden anhand von Patientenlisten über das Leben behinderter und psychisch kranker Menschen. Für sie galt das Leben von Karl Theurer und anderen Patienten, die am 19. August 1940 von Weinsberg in eine angeblich andere Anstalt „verlegt“ wurden, als „nicht lebenswert“. Alle wurden nach Grafeneck gebracht und dort am Tag ihrer Ankunft durch Giftgas ermordet.
Zur Verschleierung der Krankenmorde erhielten die Angehörigen gefälschte Angaben zur Todesursache, zum Todestag und Todesort. So erhielt Familie Theurer die falsche Nachricht, dass Karl Theurer am 12. September 1940 in Pirna/Sonnenstein verstorben sei.

Gudrun Karstedt