Der Eintrag „Polit.“ als einziger Hinweis
Solitudstraße 52
Am 26. Oktober 1897 wird Hugo Karl Kümmerle in Nordheim geboren, als ältestes von acht Geschwistern. Das Standesamt seiner Heimatstadt hält im Familienregister nur noch seinen Tod fest: Auschwitz, 5. Januar 1943.
Die Einwohnerdatei der Stadt Ludwigsburg nennt ihn zum ersten Mal am 20. August 1928. Von diesem Zeitpunkt bis ins Jahr 1939 hat er sieben verschiedene Wohnsitze in Ludwigsburg, ist zwischenzeitlich auch als „ohne festen Wohnsitz“ geführt. Der letzte Eintrag vor dem Sterbeeintrag besagt, dass er am 19. August 1939 zum Militär eingezogen wird. Da ist er schon 42 Jahre alt.
Dann taucht Hugo Kümmerle erst wieder am 7. März 1940 im „Gerichtlichen Gefangenenbuch“ der Haftanstalt Mannheim auf, wo als für ihn zuständige Behörde das Reichssicherheitshauptamt genannt wird. Der Haftgrund ist „Sch“, das bedeutet Schutzhaft – eine Haftform, die mit Schutz nun überhaupt nichts zu tun hatte.
Bis heute ist nicht zu ermitteln, was ihm genau vorgeworfen wurde und warum er in Haft kam. Von Mannheim wird er nach Ravensbrück verlegt, das dortige Nummernbuch gibt einen einzigen Hinweis: es nennt als Haftgrund „Polit.“, das heißt, er könnte ein sogenanntes „Politisches Vergehen“ begangen haben.
Was auch immer das gewesen sein mag, wir wissen es nicht. Von Ravensbrück kommt er im Oktober 1942 nach Auschwitz. Er wird dort als Zimmermann eingesetzt, erkrankt, erhält Medikamente. Das Standesamt Auschwitz verzeichnet als Todesdatum den 5. Januar 1943.
Sein letzter frei gewählter Wohnsitz war in der Solitudestraße 52, einem Haus, das längst abgerissen und durch einen Parkplatz ersetzt ist.
Christian Rehmenklau