Welche Geschichten sollen von einer Stolperstein-Initiative recherchiert und berichtet werden? Wo findet man Quellen? Wie funktioniert die praktische Arbeit? Wo findet man Unterstützung? Viele solcher Fragen bewegen die Kornwestheimerinnen und Kornwestheimer, die sich für die Gründung einer Stolperstein-Initiative einsetzen wollen. Im Januar 2012 luden trafen sich mit Unterstützung der evangelischen und der katholischen Kirche Interessierte. Friedhelm Hofmann (die Linke), Stadträtinnen und -räte der SPD und weitere engagierte Bürgerinnen und Bürger machen sich für die Bildung einer solchen Gruppe stark. Auf Erfahrungen eines Arbeitskreises der evangelischen Kirche, der an den Beginn der Verfolgung jüdischer Menschen erinnert, kann zurückgegriffen werden.
Die Veranstaltung brachte breite Bereitschaft zum Ausdruck, bestehende und neue Recherchen über Kornwestheimer Opfer der NS-Verfolgung durch Stolpersteine sichtbar zu machen. Viele historisch Interessierte vermissen in der Stadt eine solche Form des Erinnerns und Gedenkens und der Weitergabe von Wissen. Jochen Faber von der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative berichtete von den Anfängen und Erfahrungen der dortigen Gruppe: Die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern sei ein Erfolg versprechendes Vorgehen: Damit würden Informationen in einer Generation verankert, die keinen eigenen Zugang zu den Menschenrechtsverletzungen der Nazis mehr haben könne. Entsprechend der Erkenntnis des KZ-Überlebenden Primo Levi, „Es ist geschehen, also kann es wieder geschehen“, müsse die Wahrnehmung von Ausgrenzung und Intoleranz gefördert werden – nur auf dieser Grundlage könnten Menschen sinnvoll dagegen angehen.
Die Kornwestheimer Interessentinnen und Interessenten vereinbarten, sich um die verschiedenen Gruppen von Verfolgten der Nazis zu kümmern. So sollen beispielsweise die Biografien von politisch Verfolgten, von gesundheitlich Verfolgten, von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren ebenso erforscht und dokumentiert werden wie die Geschichten der Menschen, die wegen ihrer Herkunft – beispielsweise als Juden – bedroht, verdrängt und ermordet wurden.