Als Zwölfjähriger ermordet
Niedersachsenstraße 19
Albert Imle wurde am 9. April 1928 geboren.
Laut Einwohnermeldekarte lebte er mit seinen Eltern Karl und Luise Imle (geb. Degler) in der Uhlandstraße 19 [später umbenannt in Niedersachsenstr. 19] im heutigen Stadtteil Oßweil.
Am 9. Februar 1933 kommt er in die Nervenklinik Tübingen und wird dort am 26. März1933 wieder nach Hause entlassen.
Grund für seine Aufnahme in das Euthanasieprogramm: eine „geistige Behinderung (Schwachsinn) und Epilepsie“, dessen Ursache aber nicht eindeutig bekannt ist; als Möglichkeit wird aber eine Hirnhautentzündung im siebten Lebensmonat vermutet.
Es ist der 4. April 1933, als Albert Imle im Alter von noch nicht einmal fünf Jahren aufgrund seines „hochgradigen geistigen Entwicklungsrückstandes“ in die Heilanstalt Stetten aufgenommen wird.
Sein endgültiges Schicksal ereilt den Jungen am 10. September 1940, als er im ersten von insgesamt sechs Transporten von Menschen mit (geistiger) Behinderung aus Stetten im Remstal „auf Anordnung vom Innenministerium“ in die Tötungsanstalt Grafeneck „verlegt“ wird. Mit diesem Transport werden insgesamt 75 Menschen deportiert. Noch am Tag des Transports wird Albert Imle in Grafeneck ermordet.
Wochen nach der Deportation und geheimen Ermordung erhält Mutter Luise ein Schreiben, wonach ihr Kind an Diphterie verstorben sei – solche Briefe, die die wahren Todesursachen zu vertuschen versuchten, wurden auch in ähnlichen Fällen vielfach verschickt.
Der Name von Albert Imle ist zusammen mit denen von weiteren 323 Personen auf dem „Stein des Gedenkens“ zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“ auf dem Gelände der heutigen Diakonie Stetten i.R. eingraviert.
Der Stolperstein für ihn soll ein mahnendes Denkmal dafür sein, dass das grausame System der Nationalisten selbst vor Kindern nicht Halt machte.
Wir können mit dem Stein auf das Schicksal Albert Imles zurückblicken und an ihn erinnern. Erinnern an das, was vor vielen Jahren geschah und nie mehr wiederkommen darf.
Hans Toursel
Stolperstein-AG am Goethe-Gymnasium Ludwigsburg | Gruppe Euthanasie |