Stolpersteine – zu Besuch bei verfolgten Nachbarn

Dieser Rundgang durch die Ludwigsburger Innenstadt oder die West­stadt führt zu Orten, die den Nazi-Terror in der Stadt ins Gedächtnis rufen. Wir begegnen einigen der rund 70 »Stolpersteine«, welche an das Schicksal der Bürgerinnen und Bürger erinnern, die zu jener Zeit ermordet wurden. Zudem gelangen wir an den Synagogenplatz, der im Laufe der Jahrzehnte schon für viele Diskussionen gesorgt hat.

Die Stolperstein-Initiative führt auch im Jahr 2023 drei öffentliche Führungen durch. Diese sind am:

25. März 23, Treffpunkt 16.00 Uhr an der Musikhalle, die zu besuchenden Stolpersteine liegen in der Innenstadt

Am 17. Juni findet eine Stolperstein-Tour per Rad statt. Treffpunkt ist um 16.00 Uhr an der Musikhalle. Die Radtour führt an einigen Stolpersteinen der Stadt vorbei und endet in Ossweil bei den dortigen Stolpersteinen. Ein Abschluss in einer Gartenwirtschaft in Ossweil ist möglich.

23. September, Treffpunkt 16.00 Uhr, Musikhalle, diese Tour geht in die Südstadt.

Die Führungen sind kostenfrei, Spenden sind willkommen

 

Kontakt und Anmeldung
Stolperstein-Initiative Ludwigsburg
Schillerstraße 13/1 71638 Ludwigsburg
Tel.: 07141 8547755
hoppla@stolpersteine-ludwigsburg.de

Gedenkfeier für die 120 ermordeten Menschen aus Markgröningen am 27.01.2020

Im Jahr 1940 wurden 120 Menschen aus der damaligen Landesfürsorgeanstalt Markgröningen nach Grafeneck deportiert und sofort nach Ankunft vergast. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Diese Befreiung jährt sich nun zum 75. mal.

Seit 1996 ist der 27. Januar deshalb der nationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, 2005 wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen zum internationalen Gedenktag erklärt. Der Arbeitskreis Mahnmal leistet seit über 20 Jahren kontinuierlich Erinnerungsarbeit für die 120 Opfer aus Markgröningen und war Veranstalter der Gedenkfeier. Er konnte den Menschenrechtsbeauftragten der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Robin T. Maitra, für ein Referat über „Die ärztliche Verantwortung am Krankenmord im Nationalsozialismus“ gewinnen, der uns freundlicherweise sein Manuskript für diese erfreulicherweise sehr gut besuchte Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat.

Manuskript (pdf)

Veranstaltung in der LUKE 2017

Am Donnerstag, den 11. Mai gab es in der LUKE (Maxstraße 1, LB) eine Veranstaltung: es spielte die Band „Barnaby Jones“ feinen Folkpop mit Blues, Country und Jazzeinflüssen. Dazwischen informierte die Stolpersteininitiative über Stolpersteine in der Weststadt und die Geschichten, die sie erzählen.

 

 

  

Die Stolpersteine in Ludwigsburg von 2017

Am Samstag, den 6. Mai 2017, wurden fünf neue Stolpersteine verlegt, alle für Opfer der sog. „Aktion T4“. Dies war der Tarnkode der Nazis für die systematischen Krankenmorde an Behinderten und psychisch Kranken.

Da Günter Demnig, der schon mehr als 60.000 Stolpersteine in Deutschland und Europa verlegt hat, am Samstag verhindert war, übernahm ein Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs die Verlegung der kleinen Gedenksteine. Mitglieder der Stolperstein-Initiative stellten die Lebensläufe der Opfer vor. Musikalisch umrahmt wurde die Verlegung durch die Stuttgarter Musiker David Stützel, Susanne Godel und Elke Leutert-Rolfs, die mit Unterstützung eines zehnköpfigen Chores Liedgut auf Romanes, der Sprache der Roma und auf Georgisch vortrugen.

10.00 Uhr: Wernerstraße 20 • Fanny Frank

Weimarstraße 3 • Berta Frank

Maxstraße 1 • Marta Stauch

Talstraße 11 • Friederike Baudermann

Keplerstr. 10 • Marta Pfitzer

Die Stolpersteine von 2016

Freitag, 28. Oktober 2016

9.00 Uhr: Jägerhofallee 2 • Karl Müller

10.00 Uhr: Marktplatz 6 • Maria Fritz

10.45 Uhr: Wilhelmstraße 49 • Erich Mezger

11.45 Uhr: Leonberger Straße 19 • Albert Eckert

12.45 Uhr: Solitudeallee 12 • Elsa Rabus

13.45 Uhr: Möglinger Straße 4 • Lydia Würth

Der Künstler Gunter Demnig verlegte diese sechs Steine, um das Netzwerk der Erinnerung weiter zu vergrößern: Rund 60.000 solcher kleiner, persönlicher Denkmäler gibt es inzwischen im früheren Herrschaftsbereich der Nazis. Sie erinnern an die ermordeten Nachbarinnen und Nachbarn und sie mahnen uns heute, die Menschenrechte für alle Personen und Gruppen beherzt zu verteidigen.

Die Aktiven aus der Stolperstein-Initiative gaben jeweils eine Übersicht über das Leben der Menschen, um die es hier geht, Musikerinnen und Musiker der Oscar-Paret-Schule Freiberg und der Musikschule Ludwigsburg gestalteten den Rahmen der kleinen Veranstaltungen.

Vortrag über Morde an Bewohnern der Anstalt Stetten

Sonntag, 10. Juli 2016 · 17 Uhr
Haus der Diakonie, Untere Marktstraße 3, Ludwigsburg
„Das Schloss an der Grenze“
Anknüpfungspunkte für die nationalsozialistischen Verbrechen
an Menschen mit Behinderungen und Widerstand in der Anstalt Stetten

Vortrag von Dr. Martin Kalusche

Mit seinem Buch „Das Schloss an der Grenze“ hat der Theologe Martin Kalusche „Kooperation und Konfrontation mit dem Nationalsozialismus in der Heil- und Pflegeanstalt für Schwachsinnige und Epileptische Stetten i.R. “ untersucht. Für die Ludwigsburger Stolperstein-Initiative hält er zu diesem Thema einen Vortrag am Sonntag, 10. Juli, um 17 Uhr im Haus der Diakonie beim Ludwigsburger Marktplatz (Untere Marktstraße 3). Neben einem Überblick über die NS-Verbrechen an Menschen mit Behinderungen in der Anstalt Stetten widmet sich der Referent den Fragen, woran die Täter hierbei anknüpfen konnten, und welche Formen von Widerstand in der Einrichtung der Inneren Mission die kritische Geschichtsschreibung erkennen kann.
Die Untersuchung Kalusches liegt inzwischen in zweiter Auflage vor. „Es ist ein beeindruckendes Geschichtsbuch, keine dem Laienverstand unzugängliche Expertenstudie, sondern ein dicht geschriebener, bedrängender und bewegender Text, der auch den Ermordeten ein erschütterndes Denkmal setzt“, lobte die Presse.

Martin Kalusche, Jahrgang 1960, ist Pastor und Diplom-Sozialwirt. Er war von 1990 bis ’97 als Assistent des Vorstandes in der Diakonie Stetten, bis 2010 im Management der Sozialen Arbeit tätig und hat jetzt eine eigene Praxis für Psychotherapie und Coaching in Hamburg.

Eintritt 5,- € (2,– € für Schüler/innen und Studierende

Sieben neue Stolpersteine für Ludwigsburg

Rückblick:
Donnerstag, 21. Mai 2015:

11.00 Uhr: Rosa Rommel · Hermann-Löns-Str. 3

 

11.45 Uhr: Wilhelm Ziegler · Friedrichstr. 30

 

12.15 Uhr: Hugo Kümmerle · Solitudestr. 52

13.00 Uhr: Jeanette Kahn · Eberhardstr. 27

 

14.00 Uhr: Sofie Oetinger · Schützenstr. 20

 

14.45 Uhr: Emma Unterkofler · Wilhelm-Bader-Str. 13

 

15.30 Uhr: Charlotte Schörg · Mörikestr. 70

Es war ein bewegender Tag. Vielen Dank an alle, die sich interessiert haben und an alle, die uns unterstützt haben – nicht zuletzt Lehrkräfte der Jugendmusikschule Ludwigsburg e.V., der Band „Fields of Lentils“ und des Neigungskurses Musik der Oscar-Paret-Schule Freiberg für die tolle musikalische Gestaltung! Und natürlich an Gunter Demnig, der inzwischen über 52.000 Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Naziterrors in Deutschland und anderen Ländern verlegt hat – 60 davon inzwischen in Ludwigsburg.

Stolpersteine für Opfer von Krankenmorden

Am Montag, 19. Mai 2014 wurden drei Stolpersteine in Ludwigsburg verlegt – gemeinsam war den Menschen, an die dadurch erinnert wird, dass sie ermordet wurden, weil ihre Gesundheit nicht dem Wahn der Nazis entsprach. Vom Kind bis zum Erwachsenen Mann reichte das Spektrum; Familienangehörige und viele Interessierte nahmen an den drei Veranstaltungen teil.
Bei strahlendem Wetter nahmen trotz der frühen Termine an einem Arbeitstag viele Interessierte an den Verlegungen teil. Rund 60 Menschen fanden sich beispielsweise in der Wernerstraße ein, um den umfassend recherchierten Informationen von Andreas Nothardt und verschiedener Menschen, die sich an das fröhliche Kind Anita Henk erinnerten, zuzuhören. Auch der später geborene Bruder der Ermordeten sprach zu den Anwesenden und berichtete, dass die Stolperstein-Recherchen in der Familie viel in Bewegung gebracht hatten. Mit nicht einmal fünf Jahren wurde Anita in der „Pflegeanstalt“ Kaufleuten gezielt getötet, weil sie als behindert eingestuft worden war.

Um sich bei der Ludwigsburger Filmakademie zu bewerben, hat Manuel Rees den folgenden Film rund um die Verlegung des Stolpersteins für Anita Henk gedreht:

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Ebenso sorgfältig aufbereitete Informationen konnte Christian Rehmenklau über Ruth Dietrich vortragen, die als Kind in der Kammererstraße gelebt hatte – ein Paradies für Kinder mit vielen abenteuerlichen und grünen Plätzen, wie ihr Bruder Rolf berichtete (er ist der Junge, an dessen Hand Ruth auf dem Bild zu sehen ist). Mit bewegenden Worten berichtete eine Nichte von Ruth Dieterich, dass die ermordete Tante stets ihren Platz in der Familie hatte und haben werde. Ruth war mit neun Jahren in Grafeneck getötet worden, nachdem sie nach einem Haushaltsunfall in ihrer Gesundheit vermutlich dauerhaft beeinträchtigt war.

Christian Rehmenklau hatte auch die traurige Geschichte von Karl Essig recherchiert, für den der Kölner Künstler Gunter Demnig nun einen Stolperstein in der Friedrichstraße 35 verlegte. Anders als bei den beiden Mädchen konnten hier keine Angehörigen oder andere Zeitzeuginnen gefunden werden, so dass ausschließlich aus den Akten das Leben des mit 53 Jahren ermordeten Notariatsassistenten nachvollzogen werden konnte. Seine seelische Erkrankung bestimmte viele Jahre seines Lebens, 1940 töteten Nazi-Mediziner ihn in Schloss Sonnenstein, einer ursprünglich als Heilanstalt gedachten Einrichtung in der Nähe von Dresden. Alle drei Stolperstein-Verlegungen wurden musikalisch gestaltet von einem Ensemble aus vier Lehrkräften der Ludwigsburger Musikschule, die ein von Christoph Pelgen für diesen Anlass komponiertes Werk mit Flöte, Geige, Gitarre und Handtrommel aufführten.

 

 

Die Spuren der ermordeten Nachbar/innen

Reger Besuch bei Informationen über verfolgte jüdische Nachbarinnen und Nachbarn:

Das Projekt „Erinnerungspaten“ lockt Publikum an

Mitglieder der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative stellten als Anregung Recherche-Ergebnisse zu den Biografien ermordeter Ludwigsburger/innen vor. Zeitgemäße Formen der Erinnerung und der Weitergabe von Wissen sollen gemeinsam entwickelt werden.
Bei einer Projektvorstellung am 6. Mai 2013 im Schulungssaal des Ludwigsburger DRK fanden sich zwei Dutzend Interessierter von jung bis alt ein. Wer sich beteiligen will, kann auf dieser Internetseite stets Aktuelles erfahren oder einfach Kontakt aufnehmen.