Die Mutter von zwei Kindern stirbt in Grafeneck
Wilhelm-Bader-Straße 13
Emma Hieber wird am 19. Juli 1907 in Bopfingen geboren. Sie heiratet den Bierfahrer Hugo Unterkofler, der am 30. November 1901 in Ludwigsburg geboren wurde; als Beruf ist in den Akten Hausfrau angegeben. Sie hat mit Hugo eine Tochter.
Als sie im Juni 1935 in die Heilanstalt Weinsberg eingewiesen wird, protokolliert ein Arzt: Sie sei bis zu ihrem elften Lebensjahr in Bopfingen zur Schule gegangen (…), als die Mutter starb, kam sie zu Pflegeeltern nach Ludwigsburg. Nach der Schule sei sie in ein Geschäft gegangen und zwar „zu Siegle“ in Kornwestheim. Dort habe sie bis zur Geburt ihrer Tochter gearbeitet. Die Ehe sei glücklich gewesen.
Den Bericht für die Übernahme in die Heilanstalt Weinsberg schrieb Dr. Schumm aus Ludwigsburg. Ihre Gemütslage bezeichnet er als „eigenartig, reserviert“. Er stellt fest: „Beginn einer Schizophrenie. Die vom Hausarzt gestellte Diagnose Schizophrenie wurde vom Facharzt Dr. Beetz Stuttgart bestätigt.“
Im Krankenbericht heißt es weiter: „Nach Angaben des Ehemanns ist die Kranke schon etwa neun Jahre verändert, war dann ein halbes Jahr in nervenärztlicher Behandlung in Stuttgart (…). Konnte aber offenbar ihrem Hauswesen nicht mehr nachkommen (…).“
Als Emma Unterkofler etwa ein halbes Jahr in Weinsberg ist, wird eine Schwangerschaft festgestellt, am 4. April 1936 bekommt Emma einen gesunden Sohn. Mehrfach hält der Krankenbericht fest, dass sie mit dem Kind recht zärtlich ist, sie stille es regelmäßig, „freut sich an ihm und geht sorgfältig mit ihm um“.
Am 6. Mai wird der Junge in Pflege gegeben. „Patientin … erfasst die Tatsache nicht sogleich, weinte dann heftig und beruhigte sich nur langsam, wollte auch fort.“
Die weiteren Einträge in der Krankenakte sind alle ähnlich: Emma schimpft, singt, führt Selbstgespräche, schimpft wieder ausfallend, singt und weint.
Am 19. August 1940 lautet der letzte Eintrag: „Unverändert. Verlegt in eine neue Anstalt.“ Die Wahrheit ist: Am gleichen Tag wird sie in Grafeneck ermordet.
Christian Rehmenklau