Einem Kind wird das Leben verwehrt
Wilhelmstraße 49
Erich Mezger wird am 5. November 1927 in Ludwigsburg in der Wilhelmstrasse 49 (im Hinterhaus) geboren. Schon kurz nach seiner Geburt hat er schwere gesundheitliche Probleme, er entwickelt sich sehr schlecht, kann kaum laufen und nicht sprechen. 1932 verbringt er vier Wochen im Ludwigsburger Krankenhaus, wo er wegen seiner Krampfanfälle und seines allgemein schlechten Gesundheitszustands behandelt wird.
Am 3. Dezember 1932 wird er durch Vermittlung des Ludwigsburger Jugendamtes in der Heil-und Pflegeanstalt Stetten im Remstal aufgenommen. Aus den Berichten der dortigen Schwestern geht hervor, dass Erich keine Fortschritte macht und als schwerstbehindertes Kind intensiv gepflegt werden muss.
Am 1. September 1940 leben 769 Bewohner in der Anstalt Stetten. In den folgenden Tagen werden zuerst die bettlägerigen Kranken „verlegt“. Insgesamt 324 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer und ältere Menschen werden von dort mit den „Grauen Bussen“ nach Grafeneck gebracht, wo sie noch am selben Tag ermordet werden.
Nach Auskunft der Gedenkstätte Grafeneck wird Erich Mezger am 13. September 1940 von Stetten nach Grafeneck gebracht und wird dort – noch nicht ganz 13 Jahre alt – sofort ermordet.
Die Familie von Erich Mezger lebt zu dieser Zeit schon lange in der Unteren Kasernenstrasse 15. Der Vater Christian Mezger stirbt am 10. Januar 1946 in französischer Kriegsgefangenschaft in Aix-les-Bains. Die Mutter stirbt am 31. Oktober 1967 in Ludwigsburg. Die Halbschwester lebt noch 1966 in der Psychiatrischen Landesanstalt in Winnenden und ist offenbar kinderlos geblieben. Der Bruder Hans (*1931), der den Unterlagen zufolge eine Schreinerlehre absolviert hat und später als Maler arbeitet, war zweimal verheiratet. Nachkommen gibt es offenbar nicht. Hans Mezger stirbt 1980 in Ludwigsburg
Gisela Scharlau