Die traurige Geschichte einer ermordeten Mutter
Solitudestraße 41

Sofie Sautter, geborene Rex, wurde am 6. April 1884 in Ulm geboren. Ihr Vater war dort Bierbrauer und betrieb eine Gastwirtschaft. 1902 zog die Familie in den heutigen Kreis Ludwigsburg, nach Bietigheim. Dort betrieb der Vater wieder ein Gasthaus.
1909 heiratete Sofie den Stuttgarter Kaufmann Paul Friedrich Schieler (oder Schäler). Diese Ehe wurde später geschieden, aus ihr ging eine Tochter hervor. Sofie heiratete den Kaufmann Robert Sautter, mit dem sie zwei Söhne hatte. Über das weitere Schicksal der drei Kinder ist (bisher) nichts Genaueres bekannt.
Die finanzielle Situation der Familie Sautter war in den 1920ern sehr angespannt, sodass mehrmals das Fürsorgeamt aushelfen musste. Auch wurden die beiden Söhne Gustav (?) und Fritz in städtische Obhut genommen.
Schon in den frühen 1920er-Jahren war Sofie Sautter in verschiedenen Sanatorien zur „Kur“. Die vorliegenden Akten zeigen, dass sie sich wegen „Geisteskrankheit“ mehrfach in ärztlicher Behandlung befand. Einer der 1926 behandelnden Ärzte war Dr. Walter Pintus aus der Mathildenstraße, der 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft Opfer des Nazi-Terrors wurde.
Zunächst durchlief sie mehrere Aufenthalte in „Heilanstalten“. Ab 1928 befand sich Sofie Sautter den Unterlagen zufolge dauerhaft in der Heilanstalt Weinsberg.
Die letzte von ihr bekannte Adresse, in der sie freiwillig wohnte, ist die Solitudestraße 41 in Ludwigsburg.
Am 4. Juni 1940 wurde Sofie Sautter, wie auch ihre entfernte Nachbarin Elise Heinzmann, von der Heilanstalt Weinsberg nach Grafeneck nahe Reutlingen gebracht, wo sie beide gemeinsam mit anderen ermordet wurden.
Max Bleif