April 2010: Neue Vorhaben

Bericht vom Treffen am 12. April:

Frau Karstedt berichtet über den Stand ihrer Recherche über Salomon Kaufmann und Familie: Salomon Kaufmann übernahm das Kaufhaus Grumach (Ecke Kirchstraße/Wilhelmstraße – heute BW-Bank und Bäckerei und Café Luckscheiter). Frau Karstedt denkt und hofft, ncoh Kontakt zu Nachfahren der Familie Kaufmann zu bekommen. Salomon Kaufmann und seine Frau Julie wurden 1943 im KZ Auschwitz ermordet. Für das Ehepaar Kaufmann sollen 2 Stolpersteine verlegt werden.

Herr Bleif hat das Problem, für seine Recherche in den Euthanasie-Unterlagen im Bundesarchiv einen passenden Termin zu bekommen.

Herr Jansen recherchiert mit Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums unter anderem über die Famlie des Pferdehändlers Kusiel (Seestraße). Für die Familie Kusiel sollen 3 Stolpersteine verlegt werden.

Herr Klumpp aus Marbach, der erstmals dabei war, recherchiert über die Familie Meyer (frühere Adresse Seestraße 75, jetzt Hohenzollernstraße 3) – vornehmlich über den Viehhändler Sigmund Meyer, der in der Zeit der Verfolgung von den Großeltern von Herrn Klumpp mit Lebensmitteln versorgt wurde. Der letzte frei gewählte Wohnort von Sigmund Meyer ist nicht ganz einfach zu fixieren – wenn das geklärt ist, kann für Sigmund Meyer wohl 1 Stolperstein verlegt werden.

Kurz-Info von Frau Kuhn über die Gedenkveranstaltung auf dem KZ-Friedhof Vaihingen/Enz und auch über eine Anfrage von einem Teilnehmer; Herr Jansen wird versuchen, diese Anfrage zu klären.

Kurz-Info zum Zeitungsbericht über die erste Stolperstein-Verlegung im September in Besigheim.

Heinz Weißgerber

Nächster Termin:
Montag, 5. Juli, 19.30 Uhr im Gebäude des DRK, Alt-Württemberg-Allee 41. Ehe die Sommerferien kommen, wollen wir die Aktivitäten des Herbstes vorbereiten:

Wir planen die Herausgabe einer schriftlichen Zusammenfassung der bisherigen Aktivitäten, vor allem der Geschichten über die 25 Menschen aus unserer Stadt, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden – Nachbarinnen und Nachbarn, die von den Nazis ermordet wurden. Über manche fanden die Aktiven aus der Stolperstein-Initiative lediglich einige Eckdaten ihres Lebens heraus, über andere können reichhaltige und anrührende Details berichtet werden. Die Veröffentlichungen zurAnkündigung einer Stolperstein-Verlegung sind eher knapp gehalten; bei den kleinen Veranstaltungen zur Verlegung kommen viel mehr Informationen zu Wort. Damit dieses Wissen über die Menschen, die Opfer des NS-Terrors in Deutschland wurden, stets zugänglich ist, wollen wir es hier zusammenfassen und veröffentlichen. Wir sehen auch in diesem Detail einen Beitrag zu einem angemessenen Umgang mit der Vergangenheit dieser Gesellschaft, aber auch zu einer wachsamen und verantwortungsbewussten Teilnahme am aktuellen Leben in unserer direkten Umgebung. „So etwas darf sich in keiner Form je wiederholen“ ist leicht gesagt und nur mit viel Bewusstsein bei vielen Menschen zu verwirklichen. Wir wollen unser Teil dazu tun.

Bei einem Aktionstag Ludwigsburger Stolpersteine wollen wir dieses Heft der Öffentlichkeit vorstellen: Nach aktueller Planung soll dieser Termin Samstag, der 16. Oktober, sein. An diesem Tag wollen wir auch durch öffentlich angebotene Führungen zu Stolpersteinen und den dahinter stehenden Geschichten möglichst viele Interessierte mit einbeziehen.

Die nächste Verlegung von Stolpersteinen in Ludwigsburg wird vorbereitet und wird voraussichtlich im April 2011 sein.

Februar 2010: Der Stand der Dinge

Stand der Stolpersteine in Ludwigsburg
im Februar 2010

ALLGEMEINES: Die Suche nach Geschichten über Menschen aus Ludwigsburg, die während der Nazi-Herrschaft verfolgt und ermordet wurden, ist einerseits ein riesiges und oft steiniges Feld. Dass wir dabei auf ganz verschiedene Quellen von unterschiedlicher Tiefe und Qualität zurückgreifen können, ist Teil dieser Suche: Über viele jüdische Opfer des NS-Terrors beispielsweise befinden sich in Joachim Hahns Buch „Jüdisches Leben in Ludwigsburg“ hervorragende Hinweise, über Menschen in politischer Gegnerschaft zu den Nazis hat in den Jahren nach der Befreiung die VVN-BdA Informationen mit bisweilen schwer nachvollziehbarem Gehalt veröffentlicht, über Menschen mit seelischer oder geistiger Krankheit sind die Quellen häufig sehr schlecht. Wer als Kriegsgegner hingerichtet und auf einem Soldatenfriedhof bestattet wurde, wird unter Umständen von der eigenen Familie als gefallener Soldat und nicht als Gegner des Unrechts-Regimes eingeschätzt. Und so weiter und so weiter: Die Treffen der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative bringen immer wieder spannende, oft traurige, bisweilen ratlos machende Recherche-Ergebnisse auf den Tisch.

Eine weitere Besonderheit der Gespräche mit mehr oder weniger streng geführter Tagesordnung: Oft geraten wir weit über den Rand der eigentlich Stolperstein-bezogenen Dinge hinaus. Denn das Kunstprojekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig kann nur mit möglichst präzisen Regeln funktionieren – und eine der Grundregeln ist dabei, dass Stolpersteine an Menschen erinnern, die ermordet wurden. Ausnahmen macht der Künstler bisweilen bei Angehörigen von Mord-Opfern, die der Tötungswut entronnen sind. Eine andere Stolperstein-Regel ist es, sich ausschließlich auf Menschen zu beziehen, die in der betreffenden Stadt ihren „letzten freiwillig gewählten Wohnort“ hatten. Das klingt ein wenig bürokratisch, hat aber letztlich guten Sinn dabei, über den geeigneten Platz für eine Stolperstein-Verlegung zu entscheiden.
Auch wenn Gunter Demnig einen möglichst und menschennahen und sachdienlichen Umgang mit den von ihm aufgestellten Regeln praktiziert – viele Geschichten, die ebenfalls zur alltäglichen Geschichte in unserer Stadt gehören, passen nicht in das Stolperstein-Muster: Es wirkt makaber – wer überlebt hat, bekommt keinen Stolperstein. Wer nicht hier zu Hause war, auch nicht. Von Anfang an ist vielen Aktiven in der Initiative wichtig, auch diese anderen Geschichten zu sammeln und zugänglich zu machen: Verfolgte, die mit dem Leben davon kamen. Gefangene, die hierher gebracht und hier ermordet wurden. Natürlich war das Leben auch unter der Zwangsherrschaft mit allen, die an ihr Teil hatten und mit allen, die unter ihr litten, sehr vielfältig. Und wer die Geschichte angemessen aufbereiten will und sie gar verstehen und aus ihr lernen können will, der muss auch möglichst viele der Nuancen kennen.

All diese Überlegungen sitzen immer wieder mit am Tisch, wenn Stolperstein-Interessierte zusammenkommen (und selbst das ist ja keine feste Gruppe, sondern bei aller Kontinuität ein sehr erfreulich offener Haufen). Teilweise sind Stolperstein-Aktive auch im Arbeitskreis Synagogenplatz engagiert, der sich bemüht, für diesen Platz eine verbesserte Gestaltung und einen angemessenen Umgang mit möglichst vielen Interessierten zu diskutieren und zu entwicklen – und auch hier wird logischer Weise immer wieder klar, dass die Fragen nicht auf den wenigen Quadratmetern des Synagogenplatzes enden sondern weit in die Stadt hineinreichen.
Wie wir mit diesen Gedanken auf Dauer umgehen, wird zu überlegen sein. Ob diese ganz speziellen Initiativen ein gemeinsames Dach brauchen, um Überlegungen und Wissen, aber auch Energie und Tatkraft gut zu bündeln, gilt es zu bedenken – Vorbilder könnten die thematisch breiter aufgestellten Zusammenschlüsse von Interessierten sein, die unter Namen wie „Geschichtswerkstatt“ auftreten
.
Ein gutes Beispiel für die Vielfältigkeit der Quellen und ihrer möglichen Auswertung lieferte beim letzten Stolperstein-Treffen im Februar 2010 die Liste der Gefangenen und KZ-Häftlinge aus der Nazizeit, die von der amerikanischen Militärbehörde angelegt wurde. Walter Mugler, der die Liste im Staatsarchiv bearbeitet hat, fand darin ganz unterschiedliche Schicksale mehr oder weniger erkennbar aufgelistet. Opfer und Angehörige, Ermorderte und und Geflohene, Nazi-Gegner oder auch einer, die sich um Rentenansprüche geprellt fühlte und dann wegen Beleidigung und Erpressung des behandelnden Arztes verurteilt wurde. Inzwischen hat Gottfried Pampel einen Teil der Namen aus dieser Liste näher überprüft und dabei Hinweise gegeben, wo sich womöglich Biografien für Stolperstein-Recherchen darunter befinden. Diese Liste mit Informationen, zu denen es vielfach keine Quellenangaben gibt, verträgt noch viel Recherche und Überlegungen…

PLANUNG 2010: Unabhängig von der allgemeinen Diskussion über Informationen und ihre Bewertung macht sich die Ludwigsburger Stolperstein-Initiative daran, neue Geschichten vorzubereiten, auf deren Grundlage es dann im Herbst des Jahres wieder weitere Stolpersteine in der Stadt geben soll. Neu ist in diesem Jahr, dass sich am Goethe-Gymnasium eine AG gebildet hat, die von Geschichtslehrer Uwe Jansen betreut wird. Diese will sich zunächst auf zwei Punkte in der Nähe ihrer Schule konzentrieren:

Albert Imle, Alleenstraße 19
Salomon und Fanny Kusiel, Seestraße 50
Weitere mögliche Stolpersteine sind im Gespräch für
Salomon und Julie Kaufmann, Mathildenstraße 8;
Kaufhaus Grumach in der Kirchstraße 1, Ecke Wilhelmstraße
Julius Schmal, Bahnhofstraße 29
Rechtsanwaltspraxis Myliusstraße 9
Hermann, Sarah (doer Selma) und Rosa Katz, Mörikestraße 14
Schuhgeschäft Körnerstraße 8
Melanie Adler – Hausangestellte. Bisher wenig konkrete Infos
Siegmund Meyer, Richard-Wagner-Straße 1
Regina, Emma und Frieda Laupheimer, Holzmarkt 6
Emma Laupheimer als Inhaberin der Firma Stöhr,
„Einzelhandel in Manufakturwaren und Aussteuerartikeln“
Jenny Henle, Myliusstraße 6

Noch nicht weiter gediehen sind Recherche-Ansätze zu einem „Wehrkraftzersetzer“ und zu Männern, die möglicherweise wegen Homosexualität verfolgt wurden.

Inzwischen hat die Druckerei der Ludwigsburger Kreiszeitung, Ungeheuer + Ulmer, zugesagt, 2.500 Infoblätter über den aktuellen Stand der Stolpersteine in Ludwigsburg mit ingesamt 25 verlegten Steinen zu drucken, ohne uns Kosten zu berechnen.

2009: Besprechungen und Pläne

Treffen im November: Ausblick auf kommende Aktivitäten

Die Verlegung der neuen Stolpersteine in Ludwigsburg im Oktober 2009 hat sehr gut geklappt – die beiden fehlerhaften Zahlen auf zwei Steinen (Geburtsjahr bei Sara Ottenheimer und Jahr der Einlieferung bei Margarete Michelfelder) sind Gunter Demnigs Büro mitgeteilt, Rückmeldung wegen der anstehenden Korrekturen erwarten wir demnächst.
Beim Treffen im November war die Perspektive unter allen Anwesenden klar: Wir machen weiter, wir haben – leider – noch viel zu tun. Wenn möglich, werden wir im Jahr 2010 wiederum im Herbst den dritten Termin zur Verlegung von Stolpersteinen in Ludwigsburg haben. Das Interesse daran haben wir bei Gunter Demnigs Büro ebenfalls angemeldet.

Einige bewährte Rechercheure haben angekündigt, sich aus der vorderen Reihe zurückzuziehen: Gottfried Pampel (der die Geschichten von Anton Reinhardt und Margarete Michelfelder recherchiert hat) wird Interessent/innen gerne bei der Recherche mit seinen Erfahrungen und auch mit praktischer Mitarbeit unterstützen, möchte aber nicht mehr die Federführung für ein solches Vorhaben übernehmen. Friedhelm Buschbeck (der die Geschichten von Walter Pintus und Hans Alfred Groß aufbereitet hat), möchte ebenfalls weniger stark einhebunden sein. Heimz Weißgernber möchte gerne die Geschichte der Familie Frischauer über das bereits gewonnene Maß an Informationen hinaus noch vervollständigen.

Andere Aktive haben sich bereits ein konkretes Pensum vorgenommen:
Walter Mugler vertieft seine Recherchen über Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Ludwigsburg.
Karin Kohler möchte in Neckarweihingen den Geschichten von Marie Betz, ggf. auch von Walter Dambach weiter nachgehen.
Jochen Faber wird sich auf die Suche nach den Schicksalen von Schwulen und Lesben aus Ludwigsburg während der NS-Zeit machen.
Etliche Geschichten von Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburgern, die als Juden verfolgt und ermordet wurden, stehen noch zur näheren Nachfrage an, ebenso Schicksale von Menschen, die wegen ihrer körperlichen oder geistigen Gesundheit Opfer des deutschen Terrors wurden.

Eine erfreuliche Gruppe von Interessierten verschiedener Jahrgangsstufen hat sich im Goethe-Gymnasium durch Initiative von Uwe Jansen konstituiert und wird ihre Arbeitsziele noch definieren.
Ingeborg Choeb vom Oststadtverein war beim letzten Treffen, um sich Ausgangs-Informationen zu besorgen für die Suche nach möglichen Stolperstein-Geschichten im Wirkungsfeld ihres Vereins, der die Stolperstein-Arbeit gerne durch Aktivitäten unterstützen möchte.

Ein kleineres Thema für sich sind die Stolperstein-Patenschaften – verschiedene Aktive der Stolperstein-Initiative haben bereits Interessent/innen gefunden, die sich bereit erklärt haben bzw. erklären könnten, einen oder mehrere Stolpersteine im Auge zu behalten, bei Bedarf etwas Pflege angedeihen zu lassen und im Notfall auch über Beschädigungen zu informieren. Die bisher genannten möglichen Pat/innen werden angeschrieben, um dann mit Putzmittel („Elsterglanz“ klingt nicht nur beeindruckend, sondern pflegt auch ganz gut) und vor allem mit Kontaktdaten ausgestattet zu werden.

Um den Kreis der Aktiven zu vergrößern, soll die Öffentlichkeit stärker über die Aktivitäten der Initiative informiert werden und sollen Treffen im neuen Jahr rechtzeitig über die Presse angekündigt werden.
Zum selben Zweck, aber auch zur allgemeinen Information (an der offensichtlich Interesse besteht), sollen zwei verschiedene gedruckte Medien angegangen werden: Zum einen ein allgemeines Faltblatt, das über die Idee der Stolpersteine und ihre bisherige Umsetzung in Ludwigsburg informiert. Daneben suchen wir nach einer geeigneten Form für eine umfangreichere Dokumentation unserer Recherchen – womöglich als Heft oder als Broschüre. Beispiele von ähnlichen Veröffentlichungen sind zum nächsten Treffen willkommen.
Das nächste Treffen ist am Montag, 7. Dezember um 19 Uhr,
Ort: DRK-Haus Alt-Württemberg-Allee 41

2009: Mehr Stolpersteine werden verlegt

 

 

Stolperstein-Verlegung am
Mittwoch, 7. Oktober 2009

14 neue Erinnerungssteine für Menschen aus Ludwigsburg, die von den Nazis ermordet wurden, verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig am Mittwoch, 7. Oktober. Für jede Familie und jede Einzelperson wird es eine kleine Gedenkveranstaltung geben. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Die Verlegung der neuen Stolpersteine in Ludwigsburg am Mittwoch, 7. Oktober
wird zeitlich voraussichtlich wie folgt gestaltet:

8.30 Uhr
Franz Martin
Bietigheimer Straße 21

9.00 Uhr
Oskar Mannheim
Schloßstraße 23

9.30 Uhr
Max Elsas
Marstallstraße 4
Musik: Hubertus von Stackelberg (Trompete)
und Bernd Gehlen (Gitarre)

10.00 Uhr
Wilhelm Bader
Bauhofstraße 14

10.30 Uhr
Sara Ottenheimer
Jakob Greilsamer
Klara Greilsamer
Mathildenstraße 8
Musik: Xenia Preisenberger (Trompete)

11.00 Uhr
Hans Frischauer
Meta Frischauer
Robert Frischauer
Walter Frischauer
Asperger Straße 34
Musik: Lara Schüßler (Flöte)

11.30 Uhr
Margarete Michelfelder
Benzengasse 10
Musik: Brenz-Band

12.00 Uhr
Hans Alfred Groß
Wilhelm-Blos-Straße 25
Musik: Lara Schüßler (Flöte)

12.30 Uhr
Adolf Kehrer
Hermann-Wißmann-Straße 19
Musik: Heike Büttel